Montag, 16. November 2009

wie man lernt, den österreichischen Komfort zu schätzen

Es ist Mitte November und ich sitze vor meinem Computer, eine Wärmflasche auf den Knien, in eine Decke gewickelt und es ist KALT!!! Wenn man in Österreich aufgewachsen ist und Zentralheizung + Kachelöfen kennt, kann man sich kaum vorstellen, dass es noch Industrieländer gibt, in denen so etwas nicht zum Standart dazu gehört. Japan ist leider genau so ein Land. Keine isolierten Wände (sprich nackter Beton mit einer Tapete drauf), keine Heizung, kein warmes Wasser. Mein Tagesablauf sieht momentan also so aus:


- So lange wie möglich unter der warmen Winterdecke bleiben und nicht ans Aufstehen denken
- Wenn ich aufstehen muss, Gott und die Welt verfluchen dem Zähneputzen und Gesichtwaschen entgegenbangen. Dann genau das mit eisigem Wasser machen und sich vor Augen halten "Was dich nicht umbringt, macht dich stark!"
- Sich auf den Unterricht freuen, weil die Unterrichtsräume warm sind
- Wieder zu Hause, so viel Tee trinken, bis man einen warmen Wasserbauch hat und- immer und überall die Wärmflasche dabeihaben, damit wenigstens ein Wärmepol vorhanden ist.


Ach ja, das schöne Japan..... *hust*


Man merkt vielleicht, dass ich grad in einem klitzekleinen Tief stecke. Aber damit muss man ja rechnen, wenn man in ein fremdes Land geht und es wird ja wieder besser... irgendwann ;)


Momentan ist es aber leider so, dass ich so viele dumme Sachen erlebe (ich sage hier jetzt bewusst nicht negativ, weil es noch viiiiiieeeeeeeeeel schlimmer kommen könnte).


Beispiel:
Letztens hat eine meiner Mitbewohnerinnen meine Turnschuhe "ausgeliehen" sprich, einen Tag lang entführt, und seit dem stinken sie sooooooooooo sehr! =( Ich bin ihnen jetzt mit Schuhdeo zu Leibe gerückt und langsam normalisiert sich ihr Geruch wieder. Dieses Geruchsproblem brachte natürlich noch ein weiteres mit sich - meine Socken. Die stanken natürlich auch plötzlich zum Himmel und da Japaner ja nur mit kaltem Wasser Wäsche waschen, ging der Gestank auch nicht mehr weg. Seit dem weiche ich meine Wäsche vor dem Waschen immer in einem Kochtopf mit heißem Wasser ein. Die Schuhdiebin (die sich bis jetzt nicht wirklich zu erkennen gegeben hat) entschuldigte sich schriftlich und meinte zu ihrer Verteidigung, dass sie die Schuhe verwechselt hat.... nun gut... kann vorkommen, aber wer meine Schuhe (mit 2 cm Absatzerhöhung auf der linken Seite) anzieht, läuft ja wie ein Pinguin durch die Gegend... sollte einem das nicht auffallen?


Ich will natürlich nicht nur rummeckern, schließlich gibt es auch positive Sachen zu vermelden!
Am Wochenende haben wir einen unserer österreichischen Professoren getroffen. Wir sind in den Shinjuku Park spazieren gegangen und haben es uns anschließend in einem Izakaya (japanisches Beisl) gemütlich gemacht. =)

Außerdem habe ich vor ein paar Tagen endlich ein Erdbeben gespürt! Erdbeben sind in Japan ja keine große Sache, weil sie fast täglich vorkommen und meistens kaum spürbar sind, ABER... das Erdbeben vor ein paar Tagen hatte die Stärke 4 und war somit mit Tellerklirren, Bettwackeln und Schrankknarren verbunden =D Ich lag in meinem Bett und dachte zuerst, dass ich mir das nur einbilde. Als ich am nächsten Tag dann aber von den anderen hörte, dass es ein richtiges Erdbeben war und ich endlich (!!!) sagen konnte, dass ich es auch gespürt habe, war die Freude groß. ;) Nur stärker sollten diese Beben bitte nicht werden. Ich will ja wieder heil nach Hause kommen *schmunzel*


Gleich treffe ich mich mit den anderen Ösis um was Warmes essen zu gehen =D wenn das keine schönen Aussichten sind!

Mittwoch, 4. November 2009

the 5 days of doom!

Ich kränkel grad ein bisschen. "Warum?" fragt ihr? Hier kommt die Antwort. Fünf Tage Spaß und Action!

Am Samstag war Halloween und Yumi und ich hatten diesen inneren Drang nach Sibuya zu fahren um Party zu machen. Die Jungs hatten leider keine Lust, aber so eine Girl's night out hat ja auch ihre Vorteile ;)

Im Gaspanic waren die Barkeeper so herzig angezogen. Einer als Doraemon (siehe Bild) und der andere als Hulatänzerin (mit beachtlich vielen Brusthaaren *g*)











Am Sonntag mussten wir dann aber wieder "früh" auf um uns um 12:10 einen Bekannten anzusehen, der beim Miyako Festival auf dem Campus eine Danceperformance zum Besten gab (wir sind uns bis jetzt noch nicht einig, welcher von den Tänzern es wirklich war). Danach ging's ab zum Mister&Miss Campus Contest.... der mit Abstand das Schlechteste und Sinnloseste war, das ich seit Langem gesehen habe. Zwei Stunden lang dämliches Gelaber, Tränenausbrüche und kein einziges Mal wurde richtiges Talent gezeigt! Japanische Mister und Missen müssen nur laufen und atmen können und ein richtiger Tränenausbruch bringt dann den Sieg. Irgendwie tragisch... Das die Abschlussreden in glitzernden Pinguinanzügen und puffärmeligen Hochzeitskleidern gehalten wurden, war dann die Krönung.

Auf den Schock hin mussten wir erst mal zu Chiakis Hotdogstand gehen und uns etwas Seelennahrung gönnen. =)

Das Miyako Festival ging drei Tage lang und war im Prinzip eine riesige Fressorgie mit musikalischer Untermalung. Es gab Haufenweise Stände, die die unterschiedlichsten Gerichte anboten. Wir probierten uns natürlich fleißig durch!

Am Montag Abend ging es nach dem obligatorischen Miyako Festival Besuch mit Bernhards Tutor Ryu nach Shinjuku um Fugu (Kugelfisch) zu essen. Für alle die es nicht wissen - an Kugelfisch kann man sterben (weil die Leber giftig ist... oder so ähnlich) Wir hatten also erst mal ein mulmiges Gefühl im Magen. Würden wie den Abend überleben? Dem mulmigen Gefühl folgte bei mir Mitleid mit den armen Fugus, die dutzendweise in zwei kleinen Aquarien zusammengedrängt darauf warteten, gegessen zu werden. Das Essen selber war dann interessant.

Zuerst gab es marinierte Fuguhaut (die Yumi und ich unauffällig im Müllkübelchen verschwinden lassen haben... Fuguhaut kaut sich wie Knorpel *bäh*)
Danach folgte Fugusashimi (lecker!)








Der nächste Gang war Fugu, gaaanz frisch zerteilt (die Fischstücke haben sich noch bewegt! O_o), den wir dann in heißem Wasser selbst gekocht haben. Dann kam Gemüse, im selben Wasser gekocht und gegessen.












Der letzte Hauptgang war Reis, in den Rest des kochenden Wassers (inzwischen zu Fischfond geworden) geschüttet, dazu zwei rohe Eier, ein Schuss Sojasoße und alles gut umgerührt. Sieht absolut unappetitlich aus, schmeckt aber sehr gut.





Zum Nachtisch gab's dann Melone für mich und heißen Sake mit Fischflossen für die anderen. (klingt eklig, ist es auch... obwohl... den anderen hat es geschmeckt)







Der Haupteingang zum Miyakofestival. Wo das "tival" abgeblieben ist, ist bis heute ein Rätsel.


Ein Teil der vielen Stände in der Informations Gallerie:

Mit Abstand am besten bei Miyako Festival gefallen hat mir die Fashionshow am Dienstag. Die war der absolute Hammer (und nicht nur, weil Aki als Model mitgemacht hat). Das Konzept der Show war wirklich gut durchdacht (Das Motto war "Colors"), die Musik war genial und die Models waren wirklich gut, von der Mode (von den Studenten ausgedacht und selbst genäht) ganz zu schweigen. Ich war begeistert! Hoffentlich krieg ich noch irgendwoher Fotos, damit ich eine Erinnerung daran hab.
Am Mittwoch gingen Philipp und ich mit Aki ins Fuji Q Highland, ein Freizeitpark am Fuße des Fujisan. Gleich am Anfang gab es das erste Highlight - man konnte den Fuji sehen!!! Ohne Wolken, ohne Nebel!!! Eine Seltenheit, wenn man den Erzählungen glauben mag. Danach folgte ein Höhepunkt dem anderen. Die Achterbahnen sind mit Abstand die wildesten, die ich je gefahren bin. Da sind die Babydinger im Europapark nichts dagegen O_o. Die eine ist eine der Höchsten der Welt, die andere die mit dem meisten Loopings und Schrauben (insgesamt 15 oder so) und wieder eine andere gehört zu den Schnellsten der Welt. Da wir alle gesundheitlich schon etwas angeschlagen waren, ging es uns danach auch dementsprechend. Nur Aki, die einen schlimmen Schnupfen hatte, blühte förmlich auf und konnte von den Adrenalinstößen nicht genug kriegen. "Leider" haben wir es nicht mehr geschafft in das Labyrinth of Horrors zu gehen. das wäre dann eines der schlimmsten Walk-through Geisterhäuser der Welt gewesen. Ein altes Krankenhaus in ein Geisterhaus umgebaut, mit echten Schasuspielern, die hinter einem Eck hervorspringen und dich erschrecken. Ich bin soooooo froh, dass wir das nicht mehr geschafft haben. Bin doch eh so ein Angsthase und da war die Aussicht auf eine Stunde herumirren in diesem Geisterteil nicht so prickelnd.
eejanaika, die Achterbahn mit den meisten Loopings und Schrauben:


Die Fuji Q Highland Truppe: (tagsüber stießen noch ein paar Bekannte dazu)


.....und.....

der Fuji im Abendlicht